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Romaner
Den Menschen fröstelte es außen in ihrer dürftigen teils zerlumpten Kleidung und innen durch die Ungewissheiten mit seinen hereinbrechenden Folgen wie ein großes Unwetter. Die Menschen kamen sich verraten und verloren vor. Das sah man ihren herben Gesichtszügen an. Sie kamen sich so verloren vor, dass sie gar nicht mehr sprechen wollten über die Verlorenheit. Der Regen wurde stärker und das Wetter trüber, als die Glocke der Elisabethkirche läutete. Die Tür zur Sakristei stand halb offen, dass die Stimmung aus dem Kirchenraum zu verfolgen war. Der Organist drückte energisch in die Tasten und Pedale für ein kurzes, kurvenreiches Vorspiel, das zur Intonation des ersten Liedes führte. In der zweiten Woche nach dem Krieg fragt der russische Stadtkommandant den ehemaligen Breslauer Superintendenten: "Sind Sie stark genug, mir einen Fehler zu nennen, den Sie für den markantesten halten?" Eckhard Hieronymus: "In den letzten Monaten des Krieges bin ich Mitglied der NS-Partei geworden, um das Leben meiner Frau und meiner Tochter aus der akuten Gefahrenzone zu bringen. Meine Frau ist Halbjüdin und meine Tochter ist Vierteljüdin, was reichte, um ihr die Immatrikulation an der Breslauer Universität zu verwehren. Vor Gott habe ich gesündigt, weil ich eine Verbindung mit der Partei der Besessenen, der Grausamen und der Mörder eingegangen bin. Das ist mein größter Fehler, mit dem ich zu leben und zu sterben habe." Kommandant: "Wenn es so ist, dann sind Sie doch zu diesem Schritt gezwungen worden. Stimmt das?" E. H.: "Das stimmt. Ich wurde über sechs Stunden von der Gestapo in Breslau verhört, und es stand schlecht um mich. In derselben Nacht kam es zu einem Treffen mit dem Doppelagenten, demselben Mann, der den Vorsitz beim Verhör am Nachmittag hatte. Ihm zur Rechten saß ein fanatischer Nazi, ein Studienrat mit dem goldenen Parteiabzeichen. Bei dem Nachtreff sagte der Doppelagent, dass dieser Beisitzer erpicht sei, mir die Volksverhetzung und Staatszersetzung anzuhängen, um mich in ein Konzentrationslager abzuschieben. Das wäre für meine Frau und Tochter das Ende gewesen, wenn ich von den Dingen absehe, die mich im KZ erwarteten. Ich hoffe, Sie können die besonderen Umstände ermessen." Kommandant: "Ja, ich kann die Umstände ermessen, Sie steckten in der Sackgasse zwischen Leben und Tod." Boris Baródin: "Die Brücken der Kunst werden von den Gefühlen der Freude und des Glücks sowie des Leides und der Trauer überquert. Das Fundament, auf dem sich die Brückenbögen von einer Seite zur anderen spannen, das ist die Hoffnung mit dem tiefen Wissen, dass wir zusammengehören und jeder von uns Teil der großen Völkerfamilie ist und seinen Beitrag zu leisten hat. Wir wollen den Mitmenschen als Mitglied der großen Familie wieder achten, ihm auf die Beine helfen, wenn er in Not ist, und mit ihm das Leben teilen, ob in guten oder schweren Zeiten."
© 2018 neobooks (E-bog): 9783742738981
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E-bog: 8. maj 2018
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