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Romaner
Nach der ersten Schlacht, die Cordula mit ihrem Schwager um die Herrschaft über ihre Nichte geschlagen und verloren hatte, zog sie andere Saiten auf. Zunächst spielte sie die Rolle der Beleidigten, wozu sie nach seinem direkten Angriff Berechtigung zu haben glaubte und in seinen Augen wohl auch haben durfte; denn als er sie zum ersten Male danach wiedersah, gab er ihr die Hand und sagte gutmütig, wie er überhaupt war: »Na, nichts für ungut, Schwägerin! Laß dir's zur Lehre dienen, daß man die Leute nicht reizen soll. Ich bin wahrhaftig der letzte, der jemand etwas vorwerfen würde, was ihm eigentlich nur zur Ehre gereichen kann. – Im übrigen bleibt's natürlich dabei.« Cordula war viel zu klug und zu berechnend, um nicht einzusehen, daß dies eine Entschuldigung sein sollte, und daß es unweise wäre, sie nicht für eine solche anzunehmen. Da sie darnach die Rolle der Beleidigten nicht mehr spielen konnte, fiel sie auf die der »geknickten Lilie«. Sie sprach nicht, sie aß nicht – wenigstens nicht, wenn der Kommerzienrat dabei war – sie tat, als hörte sie nicht, wenn er mit ihr sprach, und zeigte sich ständig mit geröteten Augenlidern, deren Farbe höchst verdächtig der ihrer Lippen glich, nur etwas weniger stark aufgetragen. Damit erreichte sie auch, daß Reudnitz sie nach ein paar Tagen fragte, »was denn los sei? Ob ihr etwas fehle?« Und nach einem geschickten Zögern ...
© 2017 idb (E-bog): 9783961509171
Release date
E-bog: 29. marts 2017
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